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Mein vielleicht schönster Marathon

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Der Fränkische-Schweiz-Marathon am 04.09.2022 war vielleicht der Schönste, den ich bisher gelaufen bin. Vorneweg, es gab keine Bestzeit und auch stimmungstechnisch war es schon lauter. Aber vom Gefühl habe ich mich nie besser gefühlt (O-Ton Andy Möller).

 

Frühmorgens habe ich ein paar Minuten länger mit Frühstücken und Packen gebraucht als gehofft und so kam ich erst kurz vor 7 Uhr außer Haus. Fast genau um die Uhrzeit um die die B470 gesperrt wird und ich nicht einfach 10 km nach Ebermannstadt fahren konnte. Mit einem kleinen Umweg fand ich aber am Friedhof schnell einen Parkplatz.

 

Bei der Startnummernausgabe wurde mir dann die Nummer „144“ gegeben, was während meines Laufes noch zu Verwirrungen führte. Dazu lest ihr gleich mehr. Ich half vor dem Lauf noch einem niederländischen Handbiker seine drei Reifen aufzupumpen und traf mich mit zwei Sportkeglern. Beide heißen Manuel, beide sind deutsche Nationalspieler. Der eine wollte seinen ersten Marathon finishen, der andere ist in der Triathlon-Szene als Ironkegler unterwegs und hat schon zweimal Roth gefinisht und dort eine Bestzeit von starken 10:07h stehen.

 

Kurzer Besuch bei meinen Eltern, dann ging es ins Starterfeld. Mein 8jähriges Patenkind hat auch noch zu meiner Überraschung mit der ganzen Familie extra vorm Urlaubsantritt vorbeigeschaut. Viel Zeit zu reden blieb nicht, außer zu sagen, dass es schon komisch ist beim Heim-Marathon erstmals ohne Bestzeit im Kopf zu stehen oder überhaupt eine tolle Zeit anzuvisieren. 4 bis 4:15 Stunden hatte ich mir nach den ersten sechs Ultra-Trainingswochen vorgenommen. Immerhin bin ich zwei Tage vorher auch nochmal 21 km gelaufen.

 

Nach dem Start kam ich gleich mit den 4h-Pacern ins Gespräch und wir unterhielten uns auch die ganze Zeit. Andere Mitläufer fanden uns unterhaltsam. Anekdoten und Erfahrungen übers Schuhwerk, Bekannte und Erinnerungen wurden ausgetauscht – es fühlte sich alles nach einem entspannten Trainingslauf an.

 

Nach 10 km kamen wir wieder durch Ebermannstadt. Alles locker, Hände abklatschen, der Mama ein Bussi geben, mit den Leuten freuen. Immerhin verläuft die Strecke inkl. Start/Ziel genau durch meine Heimatstraße mit meinem Elternhaus.

 

Die Beine fühlten sich anfangs so lala. Die linke Wade bemerkte ich schon ein paar Tage, aber im Tempo von ca. 5:35/km war auch das alles machbar. Immerhin hatte ich schon 500 km in der Vorbereitung in den Beinen. Es rollte also so im Gesprächsmodus dahin.

 

Leider waren irgendwie nicht so viele Leute unterwegs wie in den Jahren vor dem bösen C. In Streitberg gab es keine Samba-Tänzerinnen und weniger Zuschauer. In Gasseldorf und Rüssenbach waren zwar viele Leute da, aber wenige sahen uns wirklich zu. Erschwerend kam für die auswertigen MarathonläuferInnen hinzu, dass man nach 32 km durchs Ziel lief und noch einmal 5 km nach Weilersbach und zurückmusste. Für viele der mentale Killer, da die 10kmLäufer und Halbmarathonis da bereits am Feiern waren.

 

Mich störte das glücklicherweise nicht, da ich erstens auch so noch viele Leute am Streckenrand kannte und ich mich ab km 29 von den Pacern löste. Und zwar nach vorne. Nicht auf der Flucht, aber in schnellerem Tempo entfernte ich mich immer mehr von ihnen. Nach einem emotionalen Durchlaufen von Ebermannstadt waren die letzten 10 km mein persönlicher Energy Lap. Die Hitze war natürlich nicht wie auf Hawaii, aber am Ende hatte ich nur noch Sonne und wollte wirklich schnell ins Ziel.

 

Das war dann auch komischerweise nicht so das Problem. Die Pacer waren mit mir noch auf Kurs 3:58h, eine neue Zielzeit errechnete ich mir gar nicht. Ich lies es einfach laufen. Bei der letzten Wende bei Weilersbach, 5 km vorm Ziel, nannte mich der Moderator beim falschen Namen. Komisch… Naja egal. Ich überholte dann noch einige Leute, hatte aber nur wegen meiner eigenen Energie auf den letzten km nur noch ein Grinsen im Gesicht.

 

Mit dem Ziel vor Augen wurde ich schneller und schneller: km 38 à 5:23, km 39 à 5:15, km 40 à 4:59, km 41 à 5:03, km 42 à 4:47, die letzten 400 Meter gar in einem Schnitt von 4:16. Wahnsinn. Letzte Kurve und dann ab zu vielen Bekannten und Verwandten. 100 Meter vorm Ziel standen meine Eltern hinter der Absperrung und dann doch noch zur weiteren Überraschung meine Frau plus zweijähriger Tochter. Dieser war der Trubel aber zu groß. Im Laufoutfit hat sie mich auch nicht gleich erkannt sonst wäre ich gerne mit ihr ins Ziel gerannt.

 

Das bin ich dann eben alleine und doch mit so vielen Glücksgefühlen in 3:52:41. Die Moderatoren Michael und Querläufer Jochen riefen mich und meine Spendenaktion aus. Freude pur!

 

Die Manuels finishten in 3:26 und 4:29. Die drei Kegler – okay – ich bin zwar nur noch Funktionär, aber das ist neben dem Laufen meine zweite große Leidenschaft – konnten also stolz auf sich sein!

 

Nach dem Duschen im Elternhaus ging es dann auf den Marktplatz, wo ich gleich von meiner Schwiegermutter begrüßt wurde, die mir allerdings sagte, dass ich als Einziger nicht in der Ergebnisliste stehe. Kurz dachte ich daran, dass bei einem Wendepunkt der Sensor ausgerechnet bei mir nicht klappte, aber alles klärte sich schnell. Statt der „44“ wurde mir morgens ja die „144“ gegeben. Der nach mir zur Anmeldung kommende Läufer, dem die „144“ zugeteilt war bekam dann eine neue Nummer und die „144“ wurde dann als NN eingestuft – was das bedeutet weiß ich zwar nicht, aber diese konnte mir glücklicherweise zugeordnet werden.

 

Beim Entspannen an der Wieset guckte ich dann auch mal in die Ergebnisliste (Baer-Service | Baer-Service – Wir haben die Zeit fest im Griff). Irgendwie erschrak ich im ersten Moment. Ich wurde 41. und Vierter meiner Altersklasse M35 – ich bin nur 46 Sekunden an diesem Treppchen vorbeigelaufen. Aber auch hier, egal. Dieses Jahr waren wir leider eh nur 112 männliche Finisher der vollen Distanz. Der Stolz und die Freude in meiner Brust waren eh nicht mehr zu toppen.

 

Eine große Erholung wie sonst nach einem Marathon gibt es diesmal aber nicht. In 3 Wochen steht der nächste Trainingsmarathon, diesmal in Berlin und wirklich langsamer, auf dem Programm und in 6 Wochen will ich dann meinen eigenen Ultra (75 km) schaffen. Ich bin guter Dinge.

 

Bis dahin

 

Viel Spaß beim Sporteln!

 

Euer Parzi